Über Sicherheit beim Reiten und beim allgemeinen Umgang mit Pferden habe ich ja schon mehrfach berichtet, weil es für mich ein wichtiges Thema ist. Und die Unfallzahlen geben mir in meiner Einschätzung vollkommen recht. Die richtige Reitausrüstung (Reithelm, Protektoren, usw.) ist sicherlich wichtig, aber mir geht es an dieser Stelle um etwas ganz anderes.

Und zwar ist gestern bei uns am Stall mal wieder ein (zum Glück kleiner) Unfall passiert. Eine erfahrene, langjährige Reiterin hat Ihr Pferd vom Reitplatz über eine schmale, aber öffentliche Straße zurück zum Stall geführt. Man sieht mal wieder, Alter und Erfahrenheit schützen nicht immer. Leider ist es zu menschlich, dass sich der tägliche Trott einschleicht und man unvorsichtig wird.

Was ist passiert? Die Pferdebesitzerin führte Ihr Pferd ordnungsgemäß auf der rechten Seite. Von hinten kamen zwei Liegeräder angefahren, die Ihr Tempo bereits frühzeitig stark drosselten. Ich befand mich gerade auf der Wiese und als ich aufsah, bemerkte ich die beiden Radfahrer. Das war die Sachlage und dann ging alles sehr schnell. Mein Blick wanderte in Fahrrichtung der Fahrräder weil ich die Stallkollegin warnen wollte. Aber als ich Sie im Blick hatte und den Mund schon auf hatte war es bereits zu spät, das Pferd ging durch lief einige Meter (geschätzte 10 Meter vielleicht, eher weniger) und blieb dann stehen. Auch die Radfahrer hielten sofort an. Bis hierhin im Grunde nichts ungewöhnliches und auch nichts gefährliches.
Aber leider hatte die Pferdebesitzerin nicht die Grundlagen beachtet, wie man ein Pferd führt. Denn dann wäre gar nichts passiert. Aber so hielt sie den Führstrick fest (ich vermute Sie hat den Strick sogar um die Hand gewickelt) und wurde von Ihrem Pferd umgerissen und auch kurzes Stück über den Boden geschliffen. Neben einer Rippenprellung und einem demolierten Finger (was genau geschah werde ich wohl erst im Laufe der Woche erfahren) blieb noch etwas menschlicher Haut auf dem rauen Asphalt.

Analysieren wir mal diesen kleinen Unfall. Die Radfahrer waren sicherlich sehr rücksichtsvoll und haben es nur gut gemeint. Das Tempo an solch einer potentiellen Gefahrenstelle zu drosseln war sicherlich sinnvoll, durchdacht und nachahmenswert. Aber leider haben Sie den Kardinalsfehler gemacht, nicht auf sich aufmerksam zu machen. Ein kurzer Griff an die Schelle hätte der Stallkollegin mit dem Pferde die Chance gegeben sich auf die veränderte Situation einzustellen. Als Reiter, Inlinerfahrer und Jogger kann ich nur jeden Radfahrer darum bitten im Zweifelsfalle lieber einmal mehr zu klingeln (rufen geht natürlich auch 😉 ). Denn nichts ist schlimmer als nichtsahnend von einem Fahrrad überholt zu werden. Motorisierte Fahrzeuge kann man zumindest hören, von einem Fahrrad wird man einfach überrascht und kann dann nicht rechtzeitig reagieren. Am schlimmsten sind da die Träger des gelben Trikots auf Grund Ihre relativ hohen Geschwindigkeit. Solch einen habe ich als Inlinerfahrer nämlich mal versehentlich vom Rad geholt. Der gute Mann meinte mich mit voller Geschwindigkeit überholen zu müssen. Dabei übersah er aber, dass Inlinerfahrer ausholen müssen, wenn Sie Beschleunigen. Sein Pech, mit ist zum Glück damals nichts passiert. Ihm glücklicherweise auch nichts ernsthaftes, sein Rad war allerdings stark reparaturbedürftig.
Zurück zu unserem Reitunfall. Was muss man beim Führen eines Pferdes beachten? Ich traue mich ja kaum das hier zu schreiben, weil es einfach Allgemeinwissen ist, welches jedes Mädchen schon als Reitbeteiligung erklärt wird. Aber trotzdem:
Pferde führt man traditionell auf der rechten Seite. Früher wurden Pferde sehr häufig für militärische Zwecke genutzt. Und damals hatten die Herren der Schöpfung ja noch einen Degen oder Säbel am Gürtel. Und der stand natürlich nach links ab, hätte also einem Pferd ständig in den Bauch gepickt. Daher den Säbel (sofern Sie einen tragen, grins) links, das Pferd rechts.
Den Führstrick aus Baumwolle hält man aufgewickelt locker in der linken Hand und die rechte Hand hält den Führstrick nahe dem Halfter. Aber auch hier locker in der Hand. Das hat verschiedene Vorteile. Falls es notwendig ist korrigierend auf das Pferd einzuwirken (weil mal wieder leckeres Gras am Wegesrand das Interesse des Tieres weckt) braucht man nur mit der rechten Hand fester zuzugreifen und schon kann man das Pferde dirigieren. Andererseits rutsch im Notfall (wie zum Beispiel im oben beschriebenen Fall) der Führstrick durch die lockere rechte Hand, man hat mit der linken Hand aber immer noch die Möglichkeit Kontrolle auszuüben. Wenn auch dieses nicht geht, lässt man den Strick auch durch die linke Hand gleiten und kann dem Pferd noch etwas Freiraum gewähren.
Den schlimmsten Fehler, den man diesbezüglich machen kann und vor dem ich hier auch eindringlich warne, ist den Führstrick wie auch immer zu befestigen. Sei es den Strick um das Handgelenk, die Hand oder sogar um einzelne Finger zu wickeln. Ein Pferd bringt locker 400 kg oder mehr auf die Waage und ist entsprechend stark. Da ist die Führperson schnell umgerissen, das Handgelenk gebrochen oder …… den Rest überlasse ich Ihrer Fantasie.
Wer ganz sicher gehen will benutzt einen Baumwollführstrick (mein absoluter Favorit) und natürlich Handschuhe. Was die Handschuhe angeht, so kenne ich alle Gegenargumente. Wer mit Handschuhen nicht klar kommt sollte aber zumindest auf einen Baumwollstrick verwenden. Die billigen Plastikstricke sehen zwar toll aus aber verursachen ganz gemeine Verbrennungen durch die Reibungswärme, wenn Sie schnell über die Haut gezogen werden.
Übrigens gibt es auch Bodenarbeitsstricke aus Baumwolle. Ein bisschen Werbung sei an dieser Stelle erlaubt, vom Artikelschreiben alleine kann man ja nicht leben.