Aus meiner Kindheit (ich bin Baujahr 1960) ist mir noch die ursprüngliche Form der Reitbeteiligungen bekannt. Damals handelte es sich beim Reitsport noch um eine recht elitäre Gesellschaft. Wer damals ein (oder mehrere) Pferde hielt, hatte es wahrlich nicht nötig auf den Pfennig zu achten. Reitbeteiligungen waren damals meist junge Mädchen, die sich in Ihrer Freizeit um das Pferd kümmerten (Putzen, Striegeln, Box misten, eben alles was so am Stall anfällt) und im Gegenzug das Pferd reiten durften. Das finde ich eine tolle Sache. So führt man junge Menschen sinnvoll an solch ein Hobby heran. Zum einen lernen Sie, dass ein Pferd nicht nur Freude und Spaß bereitet, sondern auch Arbeit verursacht und mit Verantwortung verbunden ist. Zum anderen müssen die Kinder nicht den Eltern mit einem teuren Hobby auf der Tasche liegen. Nicht jeder hat ja bekanntlich das nötige Kleingeld um seinem Kind jeden Wunsch von den Augen abzulesen.

Und wohin hat sich das Thema Reitbeteiligungen heute entwickelt? Meiner, sicherlich nicht repräsentativen, Beobachtung nach müssen heute die meisten Reitbeteiligungen einen nicht unerheblichen Monatsbeitrag entrichten. Üblich sind etwa 50 € im Monat. Die Arbeit müssen Sie natürlich zusätzlich erledigen. Eigentlich doch ungerecht. Stellen Sie sich vor, Ihr Chef würde Ihnen das Gehalt mit dem Argument streichen, dass Ihnen doch die Arbeit Spaß bereiten würde. Oder Sie sollen sogar noch was bezahlen. Geht doch mal gar nicht! 😉
Und solange sich genug Menschen finden, die dies mit sich machen lassen, sehe ich auch kein Licht am Horizont. Aber eigentlich wollte ich auf einen anderen Punkt hinaus. Denn bis hierher kann man sicherlich auch eine andere Meinung als die meinige vertreten und geeignete Gegenargumente finden. Was aber auf keinen Fall zu entschuldigen ist, dass sind die armen Pferde, die neben dem Besitzer und eventuell (Ehe-) Partner und Kinder auch noch mehrere Reitbeteiligungen ertragen müssen. Mir selbst sind in den letzten Jahren mehrere solcher Konstellationen aufgefallen, bei denen ein Pferd bis zu fünf Reitbeteiligungen hat. Wenn man dann noch den Besitzer hinzuzählt, reiten dieses Pferd dann also sechs Personen. Um es mit den Worten von Obelix zu sagen: Ja spinnen die, die Römer?
Das würde ich meinem Pferd NIE zumuten. Zwei Personen (inklusive Besitzer), die sich um das Pferd kümmern und es reiten, sind meiner Meinung nach optimal, drei das höchste der Gefühle. Böse Zungen am Stall behaupten ja sogar, dass (und jetzt komme ich langsam zum Titel der Geschichte) man mit genug Reitbeteiligungen seinen Reitsport finanzieren kann. Ohne jetzt jemanden etwas Unterstellen zu wollen (oder doch?) rechnen wir doch einfach mal nach. Fünf Reitbeteiligungen, die jeweils 50 € zahlen, das sind 250 € im Monat. Hier in unserer Ecke bekommt man eine Box mit Stroh und Heu als Selbstversorger bereits für deutlich unter 200 €. D.h. das Tier spült mir jeden Monat mehr als 50 € in die Kasse. Wenn ich also 5 Pferde halte, kann ich 4 für die Reitbeteiligungen verbrauchen und ein fünftes habe ich kostenlos für mich alleine. Und da bleibt dann sogar noch was über. Ich gebe zu, dass ich den letzten Absatz etwas böswillig formuliert habe. Im Prinzip habe ich aber doch recht, oder?