Seit längerer Zeit mache ich die Beobachtung, das viele Pferdehalter einem Schauergeschichten über Ihre Pferde erzählen. Ich kann natürlich nicht genau sagen, ob meine Beobachtungen repräsentativ sind, aber es ist mir schon seit einigen Jahren aufgefallen.
Die Sachlage ist folgende. Immer wieder erzählen mir Reiter, welche Probleme Ihr Pferd früher gemacht haben. Die Betonung liegt immer auf dem Wort früher. Denn es handelt sich immer um Tiere, die für mich nicht verhaltensauffällig sind. Im Gegenteil, oftmals sind es sogar die liebsten Schmusetiere. Warum berichten dann diese Pferdehalter von Problemen oder sogar von Problempferden?
Ich kann es mir nur durch (verzeihen Sie mir das böse Wort) Wichtigtuerei erklären. Unter dem Motto: „Der andere Besitzer kam mit dem Pferd nicht klar, weil es schwierig ist. Aber zum (Pferde-)Glück gibt es ja mich. Seit das Pferd bei mir ist, gibt es keine Probleme mehr.“ Meistens werden noch besondere Situationen blumig beschrieben. Aber immer so, das der aktuelle Besitzer im besten Licht da steht. Profilneurose?
Bevor ich jetzt die Leute gegen mich aufbringe, die sich wirklich mit einem unerzogenem Pferd rumärgern müssen, möchte ich nicht jeden in einen Topf werfen. Sicherlich gibt es wirklich schwierige Pferde. Aber das ist doch nicht der Regelfall. Und wenn man sein Pferd von Anfang an richtig erzieht, dürfte es im täglichen Miteinander recht Harmonisch zugehen. Und wer irgendwann merkt, das er mit seinem Gaul gar nicht klar kommt, der sollte mal überlegen, ob es durch den Wechsel des Reittieres getan ist. Besser wäre es, an sich selbst zu arbeiten anstatt die ganze Schuld dem Pferd (ist ja bequem, das Pferd kann ja keine Wiederworte geben) zuzuschieben. Bei Hunden sind seit einiger Zeit die Hundetrainer in Mode. Nunja, einen Pferdetrainer braucht man sicherlich nicht. Aber es reicht ja schon, wenn man sich am Stall ein paar Tipps von denjenigen Reitern und Pferdebesitzern einholt, die mehr Erfahrung, Fachwissen oder einfach mehr Geschick im Umgang mit Ihrem Reittier haben.
Und zu guter Letzt noch ein paar Worte zur Verteidigung meiner liebsten Reittiere. Wenn man mit den Tieren ruhig und gelassen umgeht, nicht wegen jeder Bremse vor Ärger an die Decke geht, ein klein wenig sich mit der Körpersprache der Pferde beschäftigt und nicht sofort draufhaut (im wahrsten Sinne des Wortes), der wird mit seinem Freizeitpartner schnell eine harmonische Beziehung aufbauen können. Das macht sich dann auch positiv beim Reiten bemerkbar.