Sinn und Unsinn von diversen Hufpflegemittelchen
Was wird nicht alles so zur (täglichen) Hufpflege empfohlen?
An erster Stelle nenne ich hier mal Teer (der zum Glück heutzutage nicht mehr häufig angewendet wird). Schauen wir uns erst einmal den üblichen Werbetext an. Er soll vor Strahlfäule schützen, indem er eine Feuchtigkeitssperre bildet. Ich halte von dieser Theorie nicht viel, eigentlich halte ich das Ganze für blanken Unsinn. Die Feuchtigkeitssperre jeglichen Austausch von Feuchtigkeit. Darüber hinaus werden alle möglichen Bakterien und sonstigen Erreger unter der schönen Teerschicht eingeschlossen. Der Huf kann dann wenigstens unter der Teerschicht in Ruhe vor sich hingammeln. Teer gehört auf die Straße, nicht aber auf die Hufe unserer Sport- und Freizeitpartner.
Teer wird ja nicht mehr häufig angewandt, Öle und Fette umso mehr. Irgendwie neigt man dazu, einen frisch eingefetteten Huf optisch schöner zu finden. Über Geschmack läßt sich bekanntlich gut diskutieren. Über Sinn und Zweck einer Aktion weniger. Da kommt es auf die Fakten an. Und die sprechen nunmal gegen Fette und Öle am Huf. Zum einen kann das Horn kein Fett aufnehmen. Es handelt sich folglich um reine Makulatur. Zum anderen wirkt Öl und Fett wasserabweisend. Mit anderen Worten, der Huf wird in seiner natürlichen Funktion Feuchtigkeit aufzunehmen behindert. Meine Empfehlung brauche ich an dieser Stelle wohl kaum noch äußern: Fett und Öl hat auf dem Huf nichts zu suchen.
Jetzt kommen wir auf das interessante Thema Feuchtigkeit. Ich weiß nicht, warum viele Pferdehalter meinen, der Huf braucht unbedingt zusätzlich Feuchtigkeit. Klar kann es im Sommer passieren, das man als Hufpfleger die vollkommen ausgetrockneten und entsprechend harten Hufe vor dem Bearbeiten wässern muß. Aber das passiert ja nur alle 4-6 Wochen. Dazwischen ist (gerade im Sommer) ein trockener, harter Huf durchaus erwünscht. Der nutzt sich nämlich auf den im Sommer ebenfalls trocknen und harten Böden nicht so stark ab. Hier dem Huf zusätzlich Feuchtigkeit zuzuführen wäre eher kontraproduktiv. Denn dann ist der Huf weich und nutzt sich zu stark ab. Das sind dann die Leute (besser gesagt die Pferde) die im ungünstigem Falle wieder zum Beschlag, im günstigen Falle zu Hufschuhen, kommen.
Zuletzt kommen wir noch zu einer unüberschaubaren Vielzahl von Tinkturen, die ich an dieser Stelle gar nicht alle aufzählen kann. Bisher habe ich da auch noch ein Wundermittel gefunden. Im Gegenteil, ich werde erst dann zu solchen Mitteln greifen bzw. diese empfehlen, wenn der nutzen wirklich wissenschaftlich bewiesen ist. Und da hapert es bei all diesen Mitteln. Falls jemand von einem Mittel bombenfest überzeugt ist, freue ich mich auf eine kurze Nachricht. Ich bin gerne bereit das ein oder andere selbst zu testen, mich zu informieren und gegebenenfalls die Artikel abzuändern.
Zum Schluss noch zwei Bemerkungen. Alles was Ihnen ihr Tierarzt empfiehlt, ist natürlich außen vor. Das sollten Sie wirklich anwenden und auf Ihren Tierarzt hören. Womit ich gute Erfahrungen gemacht habe ist eine leichte (Achtung, der Kronenrand ist so empfindlich wie die Nagelhaut) Massage des Kronenrands mit Lorbeeröl. Dieses fördert die Durchblutung und somit das Wachstum. Wenn das Horn nicht in ausreichender Menge und Geschwindigkeit gebildet wird, kann man hier etwas nachhelfen.
Und zum guten Schluß noch ein ganz heißer Tipp. Um den Hufpflegern das Leben (und die Arbeit) um ein Vielfaches zu vereinfachen, sollte man sehr trockene Hufe eine halbe Stunde bevor die Hufe bearbeitet werden wässern.